Diebesgilde

Diebe,

die geheime Gesellschaft der Gilde



Entgegen der herrschenden Meinung sind Diebe, die Mitglied in der Gilde sind, mit den gewoehnlichen Gaunern auf den Strassen und in den Gassen gleich zu setzen. Wenngleich diese Gauner desoefteren gute (und billige) Dienste leisten, ist nicht jeder, der einen Geldsaeckel abschneidet, gleich ein Dieb der Gilde. In den gehobeneren Gesellschaften sind die Mitglieder der geheimen Gesellschaft, wie sie auch genannt wird, hoch angesehen. Nicht wenige der Gilde der Diebe nehmen den Platz eines Beraters zu Hofe bei Adligen ein. Schon alleine aufgrund ihrer guten Beziehungen wissen sie meist mehr und das noch zumeist frueher, als selbst der bestinformierte Haendler.
Ihre Qualifikation als Berater zu Hofe verdienen sie sich auch durch ihre Ausbildung. Sie besitzen eine gute Menschenkenntnis, koennen aus unscheinbaren Gesten Geisteshaltungen und Gedanken erkennen, die den meisten Menschen verborgen bleiben. Aufgrund dieser Ausbildung ist es ihnen wohl als einzigen moeglich, die As-h'jen zu erkennen, wenn deren Maskerade nicht perfekt ist. Schon die kleinste Geste kann verraeterisch sein. Natuerlich beherrscht die Faehigkeit nicht jeder Dieb, aber schliesslich wird ja auch nicht jeder Dieb als Berater auserkoren. Obwohl es in der Gilde keine strenge Hierarchie gibt, laeuft das Leben miteinander in geregelten Bahnen ab. Die Hierarchie bildet sich im Laufe der Zeit durch Erfahrung, Wissen und Charisma aus.
Alleine schon diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die hoechst Angesehenen der Gilde meist ein schon ehrenwertes Alter erreicht haben. Die Bedeutendsten unter ihnen kennen, neben den Stammbaeumen aller Familien des Hochadels, die gesellschaftlichen Verstrickungen der Adelsgesellschaft ihres Landes und darueber hinaus. Kein Meisterdieb wird in die Verlegenheit kommen, wenn ihm eine Person des hoeheren Adels vorgestellt wird, und er diese Person nicht schon kennt.
Diebe sind besser informiert als jeder reisende Haendler, denn sie ziehen ihre Informationen aus vielen Quellen. Daher ist es moeglich, wenngleich auch unwahrscheinlich, dass ihre Informationen falsch sind. Denn Hinweise aus vielen Richtungen geschickt miteinander kombiniert ergeben ein Bild von dem Gesamtzusammenhang. Und genau Teile dieses konstruierten Bildes geben sie in jeglicher Form an ihre Kunden weiter.
Boese Zungen wuerden sagen: Alles ist kaeuflich, sogar die Gilde selbst."
Wenngleich dies zu allgemein ausgedrueckt ist, so spiegelt sie doch das Bild der Gilde in der Gesellschaft wider.

Das Bild der Gilde in der Gesellschaft vom gemeinen Volke aus betrachtet

Die meist bewunderte Eigenschaft des einfachen Volkes ist die Geduld, die die Diebe aufbringen, ihre Auftraege durchzufuehren. Es erscheint zwar manchesmal, dass sie nichtstuend in irgendwelchen Kneipen sitzen, tage- und naechtelang, was ihnen keineswegs immer Bewunderung einbringt ( faules Pack"), doch wenn sie dadurch die gewuenschte Information erhalten, zahlt sich das Warten aus.
Die Stimmung in einer Kneipe kann sich schlagartig aendern, wenn bekannt wird, dass sich Diebe darin aufhalten. Jeder fuehlt sich sogleich beobachtet, bespitzelt, unfrei. Dieser Stimmungsumschwung ist nur schwer verstaendlich, denn jedem sollte bekannt sein, dass es keinen oeffentlichen Ort gibt, der nicht unter ihrer Beobachtung steht. Die wichtigsten Orte stehen sogar den ganzen Tag und die ganze Nacht unter Beobachtung.
Dies artet in derartige Vorstellungen aus, dass kein Mensch sich in der Stadt aufhalten kann, ohne sicher zu sein, dass die Gilde nicht schon von seiner Anwesenheit weiss.
Es heisst auch, dass die Gilde zu maechtig, zu einflussreich waere. Es sind jedoch keine gravierenden politischen Entscheidungen bekannt, in denen die Gilde aktiv eingegriffen haette. Dies laesst sich natuerlich schwer abschaetzen, denn meist agieren sie im Hintergrund ohne Aufsehen zu erregen.
Jeder Dieb ist kaeuflich." So ist die herrschende Meinung ueber die Gilde. Obwohl es niemand versucht, Diebe zu bestechen, ist dies eine uebliche Art, die Diebe abzuqualifizieren. Es traut sich auch niemand, dies oeffentlich auszusprechen, denn Geruechten nach pflegt die Gilde gute Kontakte zum Orden der Jen...
Meist heisst es auch, dass Diebe Einzelgaenger seien und soziales Verhalten zu Gildenmitgliedern waehrend eines Auftrages nicht kennen. Da scheint es, als wenn der Kern durchaus getroffen sei. Gefuehlsduselei fuehrt nicht zu einer korrekten Auftragsdurchfuehrung.
In Konfliktsituationen ist es so, dass Diebe sich meist raus halten, denn dies koennte sie selbst verraten oder falsche Sympathie zeigen. Wie es sich allerdings verhaelt, wenn eigene Gildenmitglieder in Gefahr stehen, ist schwer zu beurteilen. Die Gilde hat sich selbst einen Ehrenkodex gegeben, der das Fuereinandereinstehen ebenso beinhaltet wie den Gedanken der Neutralitaet.
Ein Wort ist ein Wort." Eigentlich eine Selbstverstaendlichkeit bei Ehrenmaennern. Durch die besondere Stellung der Gilde in der Gesellschaft und ihren, groesstenteils, schlechten Ruf wird dieser Ausspruch nicht ohne weiteres auf die Gilde uebertragen. Andererseits reagiert die Gilde sehr drastisch bei Wortbruch eines Kunden. Ist dies doppelte Moral oder gleiche Massstaebe an alle (auch sich selbst)?
Obwohl es das Bild des typischen Diebs nicht gibt, beschreiben die meisten Leute Diebe als hager, geschickt, feingliedrig, lange Finger und mit perfekter Gestik.
Von all dem trifft die Gestik wohl am ehesten zu. Diebe sind perfekt im Lesen der Gesichtszuege und unbewussten Koerperbewegungen. Um sich selbst nicht zu verraten, muessen sie daher selbstverstaendlich darauf achten.

Politik und Ziele

Die Gilde verfolgt, so scheint es, keine speziellen politischen Ziele. Die Macht dazu besitzen sie. Deutlich wird dies in Konflikten innerhalb des Adels. Die Gilde kann, aufgrund ihrer Informationen, schon im Vorhinein beurteilen, wer am Ende ueberlegen sein wird. Doch gerade diese verantwortungsvolle Position verpflichtet sie zu politischer Neutralitaet. Noch hinzu kommt, dass mit Feinden der Gilde keine Geschaefte zu machen sind. Und dies ist, der herrschenden Meinung folgend, das vorrangige Ziel der Gilde. Ihre verantwortungsvolle Machtposition den verschiedenen Parteien gegenueber sichert ihnen eine unabhaengige Existenz. Das Wissen der Gilde ueber einen etwaigen Gegner schuetzt sie vor Angriffen jeglicher Art.
Wenngleich die Gilde in manchen Situationen schon Position zugunsten der einen oder anderen Seite ergriffen hat, so laesst sich daraus keine politische Grundrichtung erkennen. Lediglich das Erkennen, auf der Seite des Siegers zu stehen, zwingt sie zu nicht neutralen Entscheidungen.

Voraussetzungen zur Aufnahme in die Gilde

Viele der Diebe, die in der Gilde taetig sind, sind dies schon von klein auf. Dies ist auch notwendig, denn die Ausbildung ist nicht einfach und erfordert viel Zeit.
Doch alleine jung zu sein, reicht nicht aus. Es werden zwar viele Ausbildungen durchgefuehrt, doch von denen, die es ueberhaupt soweit geschafft haben, sind nur die wenigsten von ihren koerperlichen Faehigkeiten geeignet, ihren Dienst in der Gilde zu verrichten. Die meisten bekommen die Gilde nach der Grundausbildung nur noch von aussen zu sehen oder sie verrichten einfache Botendienste fuer die Gilde, die diese dann entlohnt.
Diejenigen, die von den Ausbildern als geschickt genug empfinden, werden in die tiefergehenden Schulungen innerhalb der Gilde ausgebildet.
Die meisten Anwaerter auf die Aufnahme in die Gilde bringen schon von zuhause aus eine gehoerige Portion an Geschick mit, die sie im Umgang mit Waffen und Werkzeugen auszeichnet.
Bei der Grundausbildung wird schon darauf geachtet, dass die Anwaerter nicht nur ihr Geschick unter Beweis stellen, nein, auch Charakter wird in die Bewertung mit einbezogen, denn unsichere Charaktere und Labertaschen haben keine Chance, in die Gilde aufgenommen zu werden.
Prinzipiell nehmen an der Grundausbildung selbst viele teil, manche bezahlen sogar dafuer, denn die Ausbildung der Gilde geniesst ein hohes Ansehen. Zusaetzlich gibt es kaum andere Moeglichkeiten, sich zu schulen.

Ausbildung und Faehigkeiten

Zu den Standardfertigkeiten, die ein jeder Dieb beherrschen muss, wie Schloesser oeffnen, Geheimmechanismen entdecken und Fallen entschaerfen, gehoeren soziale Fertigkeiten, die allerdings erst nach der Grundausbildung in kleineren Gruppen trainier werden. Hierzu gehoert, dass ein Dieb sich in der Stadt, in der er sich gerade aufhaelt, sehr gut auskennen muss. Dazu zaehlt neben den Strassen und Gassen der Stadt auch wichtige oertlichkeiten, wo sich die Szene der Stadt aufhaelt. Die oeffentlichen Informationsquellen wie Kneipen und Spelunken sind nicht umsonst gut besucht, tagsueber wohl mehr von Dieben als anderen Gaesten.
Ein jeder Dieb kennt selbstverstaendlich seine oertlichen Ansprechpartner und weiss, an wen er sich wenden muss, um unerkannt unter zu kommen. Schliesslich ist nichts toerichter, als sich in geheimer Mission oeffentlich in die Gilde zu begeben. Nicht umsonst gibt es in jeder Stadt unzaehlige Schattenhaeuser, in denen Diebe unterkommen koennen, Informationen austauschen oder konspirative Geschaefte abwickeln koennen. Selbstverstaendlich hat jede Gilde einen geheimen Eingang, der in Extremsituationen auch genutzt wird.
Doch nicht nur das Wissen ueber ihresgleichen in der jeweiligen Stadt eignen sie sich vor einer Reise an. Die wichtigen Persoenlichkeiten, ihre Schwaechen und Vorlieben sind ihnen selbstverstaendlich bekannt. Durch diese Vorarbeit ersparen sie sich das Bemuehen der oertlichen Gilde und somit eine eventuelle Erkennung.
Weit gereiste Diebe eignen sich dadurch im Laufe ihres Lebens einen grossen Wissensschatz an, der ihnen alleine schon dadurch eine hoehere Stellung in der Hierarchie zusichert.

Soziale Bindungen

Es ist mit Sicherheit zum Vorteil, einem Dieb gegenueber zuvorkommend zu sein. Sie lassen sich gerne schmeicheln, denn ihre besondere Position innerhalb der Gesellschaft sichert ihnen einen gewissen Status, denn sie auch gewahrt sehen moechten. Es gibt durchaus Situationen, in denen sich Diebe einer Abenteuerergruppe anschliessen. Dies geschieht aber eher selten, denn die Ziele und die Mittel zur Erreichung dieser Ziele stehen einem Leben in einer Gruppe meist entgegen. Es gehoert jedoch auch zu einem Teil der Ausbildung eines Diebes, Extremsituationen ohne die Hoffnung auf Hilfe von aussen zu erleben. Solche Situationen bieten meist Abenteuerergruppen, da sie die Gefahr fast magisch anziehen. Eine Gruppe, die einen Dieb abweist, ist nicht sehr schlau, denn die Fertigkeiten eines Diebes praedestinieren sie fast zu Abenteuerern. Doch das ist nicht ihre Aufgabe...